Eine junge Frau sucht nach einem Autounfall vor 10 Wochen eine Therapeutin auf, zu der sie früher regelmässig Kontakt hatte.
Seitdem hat sie starke Kopf- und Nackenschmerzen für die es nach Meinung der Ärzte keinen organischen Grund mehr gibt. Sie ist äusserst schreckhaft, insbesondere beim Autofahren und sehr geräuschempfindlich. Laute Töne oder viele Geräusche gleichzeitig versetzen sie in einen panikartigen dissoziativen Zustand. Ausserdem verfolgen sie die Bilder des Unfalls, insbesondere der Moment als sie sich nicht bewegen konnte und kein Gefühl dafür hatte, ob sie noch leben würde. Aufgrund der schon vorher bestehenden stabilen therapeutischen Beziehung und der bekannten persönlichen Vorgeschichte, konnte in der erste Sitzung mit der Verarbeitung dieses Unfalls begonnen werden.
Dazu wurde zunächst der spontan beschriebene belastendste Moment als Ausgangsbild gewählt. Zu dieser konkreten Situation wurde erfragt, wie die Klientin heute bei der Erinnerung daran über sich selbst denkt (neg. Kogn.: „ich bin tot"), was sie während der Schilderung fühlt (Schrecken, Hilflosigkeit) und welche Körperempfindungen sie bemerkt (Kopfschmerzen, starke Anspannung im Nacken, Schmerzen im linken Arm, Herzklopfen)
Während des EMDR-Prozesses kamen vielfältige Eindrücke, Körperempfindungen und Bilder wieder an die Bewusstseinsoberfläche, die vorher nur schwach erkennbar waren. In fast chronologischer Reihenfolge durchlief die Klientin den Unfall in ihrer Erinnerung nochmals vom Moment des Aufpralls an bis zum späteren Eintreffen zuhause. Das Ende des Prozesses wurde durch eine deutliche Erschöpfung und das Verblassen des Ausgangsbildes signalisiert. Körperlich war sie anschliessend entspannt und schmerzfrei.
Das Resultat dieser 90 minütigen EMDR-Sitzung war das fast vollständige Verschwinden aller Symptome. Keine Kopf- und Nackenschmerzen mehr, eine nur noch geringfügige Geräuschempfindlichkeit, die in den nächsten Wochen vollständig nachliess, eine den Gefahren des Strassenverkehrs angemessene Schreckhaftigkeit und keine sich aufdrängenden Unfallbilder mehr.
Es existieren mittlerweile viele Studien und Erfahrungsberichte von Therapeuten und Klienten/Klientinnen, die die grosse Wirksamkeit von EMDR bei der Verarbeitung belastender Erlebnisse belegen.
In Fällen komplexerer Traumatisierung dauert der Verarbeitungsprozess erheblich länger, kann aber mittels EMDR gegenüber herkömmlichen Therapieverfahren deutlich beschleunigt werden.